Trägt man sein Geld auf die Bank, hat man zwar sehr viel Sicherheit, aber das Geld vermehrt sich kaum. Bei anderen Anlageprodukten wie Aktien, Fonds oder ETFs vermehrt sich das Geld zwar schneller, aber man muss dafür relativ große Summen in die Hand nehmen und diese auch recht lange fest anlegen. Diese Anlageformen sind nur dann geeignet, wenn man das Geld in absehbarer Zeit nicht braucht. Zudem fallen (vorallem bei Fonds) relativ hohe Gebühren an und Aktien sind generell sehr riskant, da sie das Risiko nicht streuen.

Seit geraumer Zeit geistert durch die Medien ein neuer Begriff: Bitcoins oder andere Kryptowährungen. Durch immer neue Rekorde des Bitcoin/EUR Wechselkurses wird die Anlageform gehypt. Aktuell liegt der Kurs bei 6700 EUR/BTC. Vor einem Jahr lag er bei 555 EUR/BTC. Aus 100 € wären in dieser Zeit 800 € geworden. Der aktuellen Kursverlauf ist wirklich imposant.

In diesem Artikel möchte ich erklären, ob und wie sich ein Investment in Bitcoins lohnt und den Unterschied zwischen Spekulation und Mining zeigen.

Einführung

Zuerst einmal sollte man sich mit dem Konzept der Blockchain und der Implementation beim Bitcoin vertraut machen. Dazu gibt es zahlreiche gute Artikel im Web.

Vereinfacht gesagt ist die Blockchain eine Kette aller Transaktionen, die jemals getätigt wurden. Da eine Transaktion auf ihren Vorgänger verweist und jeder Teilnehmer die Blockchain auf seinem Rechner hat, kann man die Transaktionen nicht nachträglich ändern. Sie sind also fälschungssicher. Dieses Konzept nutzen Kryptowährungen. Außer dem Bitcoin gibt es noch viele weitere, z.B. Ethereum. Keine kann aber mit den Kursgewinnen und der Popularität des Bitcoin mithalten.

Beim Bitcoin ist es so, dass hunderte Transaktionen zusammen in eine Block gepackt werden. Dieser Block wird dann gehasht (=eine Prüfsumme wird gebildet). Die Anforderung ist, dass die Prüfsumme kleiner als ein bestimmter Wert ist (die Schwierigkeit oder Difficulty). Ist sie das nicht, wird der Hash verworfen und innerhalb der Daten eine Zahl geändert. Durch diese geänderte Zahl ändert sich auch der Hash. Es wird erneut gehasht, bis ein Hash gefunden ist, der den Anforderungen entspricht.  Der Miner, der das zuerst schafft, bekommt dafür eine Belohnung von aktuell 12,5 BTC. Dieses Geld wird in der Regel in Mining-Pools aufgeteilt, denn alleine hat man keine Chance jemals als erster einen Block zu finden.

Man versucht durch Anpassung der Schwierigkeit die Rechendauer für einen Block auf 10min zu halten. Dafür wird die Schwierigkeit alle 2048 Blöcke nach oben oder unten korrigiert. Meistens allerdings nach oben, weil die verfügbare Rechenleistung zunimmt.

Doch genug mit der grauen Theorie!

Ich handle seit ca. einem Jahr mit Bitcoin. Zuerst habe ich spekuliert, seit Juni bin ich ins Mining eingestiegen und erzeuge eigene Bitcoins. Nun erkläre ich euch, wie das in der Praxis funktioniert.

Wo handeln?

Als Handelsplattform nutze ich Bitcoin.de. Dieser Dienst ist gleichzeitig auch mein Wallet, d.h. ich lasse meine Bitcoins dort liegen anstatt sie in eine Offline-Wallet zu legen. Das ist wichtig, denn Bitcoin-Börsen sind immer wieder Ziel von Angriffen. Bitcoin.de ist die in Deutschland am weitesten verbreitete Börse.



Für den schnellen Handel empfehle ich jedem ein kostenloses Konto (ohne Karten) bei der Fidor Bank. Diese bietet eine Schnittstellt (API) für den Express-Handel. Dadurch muss man nicht auf langsame Überweisungen warten, sondern das Geld ist in sekundenschnelle auf dem Konto. Außerdem gefällt mir das moderne Konzept der Fidor-Bank sehr gut. Man kann mit wenigen Klicks Geld anlegen, Kredite aufnehmen etc.

Die Transaktionsgebühren bei Bitcoin.de betragen 0,4%, das fällt kaum ins Gewicht, selbst bei sehr kurzer Anlagedauer.

Spekulation mit Bitcoin-Kursen

Beri der Spekulation macht man dadurch Gewinn, dass man die Coins zu einem höheren Kurs verkauft als man sie selber gekauft hat. Da die Kurse sehr stark schwanken, ist das natürlich ein Risiko. Meiner Erfahrung nach muss man aber einfach nur lange genug warten. Irgendwann geht der Kurs immer wieder hoch. Länger als eine Woche musste ich noch nie warten, bis ich Gewinn gemacht habe. Richtig Verlust hatte ich noch überhaupt nicht.

Zwar kann man auch mit sehr kurzzeitiger (wenige Tage) Spekulation leicht 20-40% Gewinn machen, richtig viel wird es aber erst, wenn man die BTC z.B. mal ein halbes oder ganzes Jahr hält. Hier sind Gewinne von 400 – 900% möglich. Durch die lange Anlage steigt aber natürlich auch das Risiko erheblich. Bei einer sehr kurzen Anlage kann wenig passieren und man hat die Kurse eh immer im Blick. Bei einer langfristigen Anlage könnte z.B. der Bitcoin an Popularität verlieren. Daher rate ich Einsteigern eher dazu ihr Geld nur für wenige Tage bis Wochen anzulegen und auf keinen Fall zu große Gier nach noch mehr Gewinn zu entwickeln. Besser, man verkauft vor dem Crash, als wenn der Crash schon sichtbar ist!

Um die Kurse immer im Blick zu behalten hat sich bei mir die App Bitcoin Ticker Widget bewährt. 

Die Gewinne durch Spekulation mit Bitcoins sind übrigens bis zu einer Freigrenze von 600 € steuerfrei. Danach fallen aber (im Gegensatz zum Freibetrag) volle Steuern an. Man sollte also keinesfalls mehr einnehmen. Zum Thema Versteuerung empfehle ich euch dieses Video.

Mining

Etwas anders läuft es beim Mining. Hier stellt man Rechenleisting zur Verfügung, mit der Bitcoin-Transaktionen validiert werden. Man erzeugt dabei neue Blöcke für die Blockchain. Für diese Rechenleistung wird man mit Bitcoins entlohnt. Früher konnte man zu Hause am eigenen PC minen. Das lohnt sich schon lange nicht mehr, denn normale Prozessoren verbrauchen viel zu viel Strom. Da Strom in Deutschland so teuer ist, lohnt es sich eher, in eine Mining-Farm auf Island zu investieren. Dort ist der Strom sehr billig und das Verfahren ist sehr Einsteiger freundlich. So etwas bietet z.B. Genesis Mining an. Bei Genesis Mining zahlt man einmalig einen Preis für die Hashpower. Diese erzeugt dann jeden Tag eine gewisse Menge Bitcoins. Vor der Auszahlung werden noch laufende Wartungskosten abgezogen. Sie betragen derzeit 0.00028 $ pro Gigahash und Tag. Der Vertrag bei Genesis-Mining läuft so lange, bis er sich nicht mehr rentiert, d.h. solange bis die Wartungskosten höher sind als die Auszahlung. Das könnte aber sehr lange dauern, wie man in der Grafik sehen kann.

Die Grafik zeigt die durch die steigende Difficulty leicht abnehmende Gewinne. Die erste Auszahlung (nach einem Monat) fehlt. Am Anfang gab es technische Probleme, Auszahlungen erfolgten zum Teil nur alle paar Tage.

Wer zu Hause minen möchte, benötigt ein Gerät, das mit speziellen Prozessoren (ASICs bestückt ist. Diese sind weitaus effizienter als normale Prozessoren oder Grafikkarten. Wie schon in der Einführung geschrieben, lohnt es sich aber nicht, alleine zu minen, man sollte sich einem Pool anschließen. All diese nervigen Dinge übernimmt Genesis Mining aber für euch.

Kalkulation

Mit der Zeit bekommt man durch die steigende Schwierigkeit immer weniger Bitcoins ausgezahlt. Allerdings wurde das bisher durch den rapide steigenden Kurs ausgeglichen. Nach 5 Monaten hat sich die Anzahl der Bitcoins pro Tag etwa halbiert. Ich habe den Kaufpreis des Vertrags aber problemlos wieder reinbekommen und mache somit jeden Tag Gewinn. Mal sehen wie lange es weitergeht.

Ob sich so ein Mining-Vertrag lohnt, kann man hier ausrechnen (neuer ‚Link). Die Werte für Stromkosten und Stromverbrauch setzt man dabei auf 0. Eintragen muss man den aktuellen Kurs (6700 € pro Bitcoin)

Allerdings ist das Ganze schwer kalkulierbar, da man nicht abschätzen kann, wie sich die Schwierigkeit un d der Kurs entwickelt. Davon hängt die Rentabilität jedoch maßgeblich ab. Aktuell gibt es z.B. zu wenig Hashpower im System, sodass die Schwierigkeit um 30% sinken soll. Die Schwierigkeit wird alle 2048 Blöcke angepasst und zwar immer so, dass möglichst ein Block alle 10 Minuten erzeugt wird. Aktuell schafft das Netzwerk nur einen Block alle 15min, also viel zu wenig. Diese Senkung der Schwierigkeit ist natürlich ein idealer Zeitpunkt zum Einstieg mit dem Mining.

Update Februar 2018:
Durch die vielen Presseberichte ist nun viel zu viel Hashpower verfügbar, was die Schwierigkeit in astronomische Höhen treibt. Bei Coinwarz könnt ihr ausrechnen, mit welcher Cryptowährung ihr am meisten Profit einfahrt.

 

In dem Graph sieht man sehr gut, dass die Hashrate zu niedrig ist. Deswegen wird in ein paar Tagen die Schwierigkeit (rot) deutlich sinken.

Wenn man die geminten Coins lange hält, erreicht man meiner Erfahrung nach sehr viel schneller die Gewinnzone, als wenn man sie schnell verkauft.

Als Miner muss man ein Gewerbe anmelden um die Gewinne legal zu versteuern. Die Gewerbeanmeldung klingt komplizierter als sie ist, es ist ein einfaches Formular und die Gebühr betrug bei mir 20 €. Es fällt dann der normale Einkommenssteuersatz an. Gewerbesteuer fällt erst ab einem Betrag von 24.500 € an. Die Ausgaben für Mining-Pakete kann man als Werbungskosten oder Betriebskosten absetzen. Nervig an der Gewerbeanmeldung ist, dass man automatisch Mitglied der IHK wird und deren Zeitschrift erhält.

Fazit

Die klassischen Banken mit ihrer Anlagestruktur haben natürlich weiterhin ihre Berechtigung. Zwar bekommt man auf einem Sparbuch praktisch keine Zinsen mehr, aber mit Anlageprodukten wie ETFs lässt sich das Geld auch wirkungsvoll und zu minimalen Kosten vermehren. Durch die Streuung hat man auch ein geringes Risiko. Von Aktien und Fonds rate ich euch aber ausdrücklich ab!

Allerdings taugen diese Anlageprodukte eben erst ab einer bestimmten Summe. Unter 1000 € dauert es lange, bis man die Ordergebühren (typisch 10 €) wieder reinbekommen hat. Bitcoins sind hier stark im Vorteil, da man auch sehr kleine Summen  für relativ kurze Anlagedauer investieren kann. Die Transaktionsgebühren sind prozentual. Ein weiterer Vorteil ist, dass man in relativ kurzer Zeit einen Gewinn einfährt – bei ETFs kann das schwierig werden. Vorteil von ETFs ist aber die höhere Stabilität. Bitcoin wächst zwar phänomenal, aber er schwankt auch extrem stark.

Das Mining ist für mich eine sehr attraktive Alternative für Aktien/ETFs. Hat man die Kosten für den Vertrag erst mal wieder reingeholt, freut man sich über tägliche Einnahmen.Das Risko ist relativ gering, denn vom Kurs ist man erstmal unabhängig. Man fährt gut, wenn man die gemeinten Coins relativ zeitnah verkauft. Dadurch bekommt man zwar vielleicht nicht den besten Preis, aber das Risiko sinkt deutlich.

Als Altersvorsorge würde ich von Kryptowährungen aber abraten. Es ist einfach nicht absehbar, wie sich diese Technik weiterentwickelt.

Sicherheit

Ich empfehle jedem, das Konto bei Bitcoin.de mit 2 Faktor-Authentifizierung abzusichern, denn diese Börsen waren in der Vergangenheit öfter Ziel von Angriffen. Dazu benötigt man nur eine App auf dem Smartphone, die alle 30 Sekunden einen Code generiert. Diesen Code benötigt man beim Login. Somit kann sich ohne Zugriff auf das Smartphone nicht einloggen. Außerdem kann man die Emails von Bitcoin.de mit PGP verschlüsseln. Endlich mal ein sinnvoller Einsatz dieser Software. Alternativ kann man auch ein Offline-Wallet  nutzen.

Bei Fragen rund um Bitcoin oder Mining könnt ihr mich gerne ansprechen. 

 

 

 

 

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