Smartphone Wahnsinn

Die Elektronikbranche schwemmt jeden Monat neue Modelle auf den Markt, immer schneller, schöner besser mit noch mehr Funkschnittstellen (NFC, LTE, drahtloses Laden und Gigabit-WLAN) ausgestattet. Die Displaydiagonalen wachsen ins unermeßliche, obwohl es ja noch das Tablet fürs Sofa gibt. Die Käufer sind begeistert und holen sich oft zu alle 24 Monate ein neues, subventioniertes Gerät.

Aber seien wir doch mal ehrlich

LTE  bringt fast niemandem etwas. In den gut versorgten Innenstädten sind so viele Menschen unterwegs, dass die Bandbreite praktisch nie voll zur Verfügung steht. Dazu ist mir schleierhaft, für was man Bandbreiten von „bis zu“ 150 Mbit/s braucht. Das wäre deutlich schneller als mein heimischer DSL Anschluss. Solche Datenmengen nutzen auf einem Smartphone ziemlich wenig. Das gleiche gilt für die neuen WLAN-Standards, dienoch viel mehr Störungen bei den Nachbarn verursachen, weil sie breitere Bänder belegen.

Mit meinem HSUPA-fähigen Smartphone hatte ich noch absolut nie die bei der Telekom theoretisch möglichen 7,3 Mbit/s. Und ich lebe immer noch. Allerdings schaue ich auch selten Videos mobil. Das macht auf einem Fernseher auch mehr Spaß!

NFC ist zwar eine nette Idee, wird aber kaum irgendwo unterstützt. Hier muss erst einmal eine Infrastruktur geschaffen werden. Dann könnte man damit sicherlich prima bargeldlos bezahlen. Update 2016: Es gibt zwar inzwischen praktische NFC Anwendungen wie Indoor-Navigation mit Beacons. Das wirklich interessante Bezahlen von Kleinstbeträgen via NFC droht aber an den vielen Eigenlösungen (Banken, Sparkassen, Apple, Google etc.) zu scheitern.

Drahtloses Laden ist ineffizient. Der Wirkungsgrad kann niemals so gut sein wie beim Kabel. Zudem dauert das Laden auch länger. Update 2016: Es gibt inzwischen Geräte mit drahtlosem Lademodul ab Werk. Die Ladestationen werden aber sehr teuer als Zubehör verkauft.

Die großen Displaydiagonalen sind einfach nur unpraktisch. Ich will garnicht wissen, wie viele Hosen die scharfkantigen Geräte schon durchgescheuert haben.

Was ich damit sagen will

Ich finde die Subventionierung von Geräten gehört verboten. Wer 500-600 € für ein Smartphone bezahlt hat, kauft sich nicht alle zwei Jahre ein neues. Man kommt ja auch prima mit einem drei Jahre alten Smartphone klar, so lange man die Software auf dem neusten Stand hält. Die Hersteller sollten gesetzlich dazu gezwungen werden, die Geräte 3 Jahre mit Updates zu versorgen.

Doch bei vielen Herstellern gibt es garkeine Updates oder nur 1-2x. Danach guckt man sprichwörtlich in die Röhre. Alternative Firmware wie Cyanogen Mod, die es inzwischen für sehr viele Modelle gibt, ermöglicht aber trotzdem ein Update. Damit kann man auch ein Samsung Galaxy S i9000 noch auf Android 4.3 updaten. Der Herstellersupport hört bei 2.4 auf. Allerdings gibt es für wenig verbreitete Modelle auch nicht immer CyanogenMod.

Hat man einmal die Software aktualisiert und die ganzen testweise installierten Apps entfernt, ist das Smartphone wieder spürbar flotter. Man sollte aber den Akku neu kalibrierten, bei mir haben die häufigen Updates da irgendetwas durcheinander gebracht.

So hilft man auch, den Elektroschrott zu reduzieren und tut etwas für bessere Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern. Denn neue, hochwertige Smartphones wie das Google Nexus 5, die für unter 400 € verkauft werden, können den Arbeitsbedingungen in Südostasien nicht zuträglich sein.

 

 

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